Webflow oder WordPress – Bekommt das CMS-Schwergewicht Konkurrenz?
Alle haben schon von WordPress gehört – sogar meine Mutter. Weltweit setzen 43% aller Websites auf WordPress auf. Tendenz steigend!
Und obwohl sich der Unternehmenswert von Webflow kürzlich durch eine massive Finanzierung auf über 2 Milliarden US-Dollar erhöht hat, ist der Marktanteil verglichen mit WordPress immer noch winzig. Er liegt laut W3Techs bei nur 0,7%, wächst dafür aber momentan sehr flott!
Man könnte durchaus annehmen, dass der Vergleich zwischen dem kleinen Webflow und dem Giganten WordPress nicht allzu fair ist. Aber lasst uns Webflow nicht so schnell abschreiben. Insgeheim sympathisieren wir doch alle gerne mit Außenseitern, nicht wahr?
Was also ist Webflow und warum ist es eine gute Alternative zum CMS-Giganten WordPress.org?
Webflow wurde 2013 in San Francisco gegründet. Das Unternehmen behauptet, sein Produkt würde gegenüber WordPress viele Vorteile bieten, beispielsweise mehr kreative Freiheit, höhere Sicherheit für die Website und einfache Bedienbarkeit.
Schauen wir uns also diese Tools genauer an und finden wir heraus, welches Werkzeug sich für dein Projekt besser eignet.
*Bitte beachte, dass es auch WordPress.com gibt. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Open-Source-Version WordPress.org.
Webflow oder WordPress: Wo liegt der Unterschied?
Sowohl WordPress als auch Webflow sind keine einfachen Werkzeuge. Sie erfordern ein gewisses Maß an technischem Wissen. Beide Tools bieten Anpassungsoptionen, mit denen du große, dynamische Websites erstellen kannst.
Der wesentliche Unterschied zwischen Webflow und WordPress liegt im technischen Ansatz: Während bei allen Webflow-Tarifen das Hosting inklusive ist, handelt es sich bei WordPress um eine Open-Source-Plattform, bei der du das Hosting selbst in die Hand nehmen musst. Außerdem musst du dich auch um alle auftretenden technischen Probleme kümmern.
Einfache Bedienung: Wie komplex sind diese Tools?
Wenn du eine wirklich einfache Alternative zu WordPress suchst, dann ist Webflow möglicherweise nicht das richtige Tool für dich. In dem Falle wären Homepage-Baukästen wie Wix und Jimdo zu bevorzugen (weitere Infos hier).
Webflow ist definitiv einfacher als WordPress, weil du die Änderungen in Echtzeit siehst. Aber die gewaltige Menge an Anpassungsmöglichkeiten kann ein wenig überfordern.
Ich würde sagen, das ist eine Software für Fortgeschrittene, Designer oder Personen, die gerne die Ärmel hochkrempeln und sich die Zeit nehmen, ein neues CMS (Content Management System) zu erlernen. Idealerweise solltest du einige Kenntnisse in CSS und HTML mitbringen, da du sie für die Erstellung deiner Website brauchst.
Webflow bietet zahlreiche nützliche Tutorials, Artikel und ein Community-Forum. Sehr hilfreich ist das Tutorial, mit dem Webflow dich direkt nach der Registrierung begrüßt. Es zeigt dir die Verwendung des Editors und du lernst, wie du Elemente hinzufügst und stylst.
Webflow-Editor
WordPress ist grundsätzlich komplexer, weil du zuerst einen Hosting-Anbieter finden und das Tool selbst installieren musst. Bekannt ist WordPress außerdem für seine Erweiterungen und Plugins. Dir sollte jedoch bewusst sein, dass die Wartung dieser Zusätze nicht immer einfach ist. Die Einstellung „Einmal einrichten und dann vergessen“ ist definitiv nicht die richtige, wenn du eine WordPress-Site betreibst.
Der WordPress Classic-Editor
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass oft etwas schiefläuft. Die Ursachenanalyse und Lösungsfindung können dann sehr mühsam sein. WordPress bemüht sich mit dem Baustein-Editor Gutenberg um mehr Bedienungsfreundlichkeit. Doch das Tool ist in Sachen Einfachheit weit davon entfernt, mit den ganz simplen Homepage-Baukästen mithalten zu können.
Sieger: Auch wenn Webflow nicht das einfachste Tool ist, so ist es doch etwas bedienungsfreundlicher als WordPress, sodass du weit weniger Zeit für die Einrichtung benötigst.
Designs und Flexibilität: Vor- und Nachteile
Webflow bietet drei Möglichkeiten, eine Website zu erstellen: Neuerstellung, auf Basis eines Templates und mit einer vordefinierten Vorlage (Portfolio Starter, Business Starter und Store Starter). Damit erhältst du ein Layout-Gerüst, das du dann an deine Vorlieben anpassen kannst.
Webflow wird mit etwa 100 ansprechenden Templates ausgeliefert, die keinen Programmieraufwand erfordern. Außerdem kannst du aus einigen kostenlosen Designs auswählen. Du kannst sie nach Kategorie, Style, Feature oder Typ (Basic, CMS oder E-Commerce) sortieren.
Webflow-Templates
Du kannst ganz leicht sicherstellen, dass sich deine Website den mobilen Endgeräten anpasst. Denn mit dem Editor kannst du die Tablet- oder Smartphone-Version beliebig ändern und eine Vorschau der Änderungen anzeigen. Alle, die sich mit CMS und HTML auskennen, werden feststellen, dass Sie bei der Erstellung ihres Website-Projektes eine ordentliche Portion Flexibilität erhalten.
Zu beachten ist, dass vorhandener Code nicht in Webflow importiert werden kann. Deine bestehende WordPress-Website kannst du jedoch importieren.
Wenn du dich mit CSS und HTML auskennst oder nicht davor zurückschreckst, ein paar Stunden zu investieren, um den Code deines Templates zu ändern, dann kannst du dir mit WordPress die gewünschte Website erstellen. Responsive WordPress-Themes stehen online haufenweise zur Verfügung. Sie kosten in der Regel zwischen 30$ und 60$ (ich empfehle, bei Elegant Themes oder Themeforest zu schauen).
Sieger: Die Frage nach dem Sieger lässt sich nicht so einfach beantworten. Grundsätzlich haben diejenigen, die sich für Webflow oder WordPress entscheiden, Kenntnisse in CSS und HTML, sodass sie Ihre Website nach Herzenslust anpassen können. Daher geht diese Rubrik unentschieden aus. Damit steht es 2:1 für Webflow.
E-Commerce: Online-Shop hinzufügen
Bei Webflow musst du einen der E-Commerce-Tarife wählen, die bei 29$ monatlich beginnen (500 Artikel inklusive). Da sich die Preise an der Anzahl der Artikel orientieren, die verkauft werden können, sollten größere Anbieter bereit sein, mehr Geld auszugeben.
Direkt im Editor ist eine Online-Shop-Funktion integriert, mit der sich sehr leicht ein Shop hinzufügen lässt. Eigentlich handelt es sich hier um eine Anleitung bestehend aus 12 Schritten, die du nur zu befolgen brauchst. Du kannst Zahlungen über PayPal und Stripe anbieten. Ich muss allerdings gestehen, dass ich nicht weiß, inwiefern das Tool den EU-Gesetzen entspricht. Üblicherweise achten US-Anbieter nicht allzu sehr auf europäische E-Commerce Regeln.
Webflow – E-Commerce-Funktion hinzufügen
Eine WordPress-Website erfordert, dass du ein Plugin eines Drittanbieters benötigst. Mir gefällt das WooCommerce-Plugin sehr, da es eine Menge Freiheit bietet. Es ist kostenlos, aber zusätzliche Gateway-Funktionen für Kreditkartenzahlungen wie Authorize.net sind kostenpflichtig. Mit speziellen Plugins (z.B. WooCommerce Germanized kannst du WooCommerce an die Anforderungen der deutschen E-Commerce-Gesetze anpassen.
Sieger: Für einen kleinen Shop ist Webflow ausreichend. Doch die zusätzlichen Kosten, die mit einem wachsenden Shop einhergehen, sind nicht sehr ansprechend. Wenn du einen ehrgeizigen E-Commerce-Ansatz verfolgst und eine vollwertige Lösung möchtest, sind WordPress + WooCommerce kaum zu schlagen. Punktestand: 2:2.
SEO: Wie ranke ich in Suchmaschinen?
Ganz wichtig ist, dass das verwendete CMS bzw. der Homepage-Baukasten für SEO optimiert ist. Webflow ist wegen seiner allgemeinen Flexibilität ziemlich SEO-freundlich. Du kannst den Seitentitel, die URL und die Beschreibung bearbeiten. Du kannst auch 301-Weiterleitungen einrichten, benötigst dafür aber einen Bezahltarif.
WordPress bietet einige SEO-Optionen. Doch ich empfehle dringend, ein Plugin mit vollwertigen SEO-Funktionen zu verwenden. Yoast SEO ist beispielsweise ein sehr leistungsfähiges kostenloses Tool.
In der folgenden Tabelle sind Webflow und WordPress gegenübergestellt.
Webflow oder WordPress: SEO-Funktionen
Rankingfaktor | Webflow | WordPress |
---|---|---|
Seitentitel | Anpassbar für alle Seiten | Anpassbar über Plugin |
Meta-Beschreibung | Anpassbar für alle Seiten | Anpassbar über Plugin |
URLs anpassen | Anpassbar für alle Seiten | Anpassbar über Plugin |
Überschriften | Vollständig anpassbar | Vollständig anpassbar |
alt-Attribute für Bilder | Anpassbar | Anpassbar |
301-Weiterleitungen | Verfügbar | Extern verwaltet (z.B. über Hosting-Anbieter oder Plugin) |
Canonical-Tags | Verfügbar | Anpassbar über Plugin |
SSL-Verschlüsselung | Verfügbar in allen Tarifen | Muss extern konfiguriert werden |
Suchmaschinenanweisungen | Verfügbar | Verfügbar |
Google Analytics hinzufügen | Siehe Anleitung | Über Plugin oder manuell |
Google Search Console hinzufügen | Siehe Anleitung | Über Plugin oder manuell |
Fazit | Ausgezeichnet für SEO | Sehr gute Möglichkeiten, wenn Plugins installiert werden |
Sieger: Da sich beide Tools hervorragend für SEO eignen, erhält jedes einen Punkt. Damit steht es 3:3.
Blog: Welches ist die beste Blog-Plattform?
Die Einrichtung eines Blogs ist mit Webflow möglich. Da du jedoch alle gewünschten Funktionen manuell einbinden musst, ist dies kein einfacher Prozess und erfordert einiges an Zeit. Ich würde sogar sagen, ohne Design-Erfahrung wird dir die Einrichtung schwerfallen. Andererseits bietet Webflow designversierten Content-Erstellern eine immense kreative Freiheit.
Webflow CMS – Blogerstellung mit Kollektionen
WordPress wurde ursprünglich für das Bloggen konzipiert. Daher ist das Tool mit alle Funktionen ausgestattet, die dafür notwendig sind. Du musst kein Backend einrichten wie bei Webflow, weil du im Editor den Inhalt im HTML-Modus oder im visuellen Modus bearbeiten kannst.
Da das Aussehen deines Blogs vom verwendeten Theme abhängig ist, musst du sicherstellen, dass der Blog mit dem gewünschten Style und den Funktionen kompatibel ist – manchmal musst du bei einigen Dingen Hand anlegen.
Blog in WordPress
Sieger: Wegen der einfacheren Umsetzung entscheide ich mich hier für WordPress. Also 3:4 für WordPress.
Support: Erhalte ich Hilfe?
Webflow stellt in der Webflow University eine große Auswahl an Video-Tutorials, ausführlichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen und Kursen bereit. Das Tool bietet Bezahlkunden E-Mail-Support und Teamkunden priorisierte Hilfe. Nicht zahlende Kunden müssen sich mit dem Community-Support-Forum begnügen. Fragen scheinen dort jedoch recht häufig beantwortet zu werden. Du solltest allerdings mit der englischen Sprache vertraut sein, da es keinen Support auf Deutsch gibt.
Webflow University
WordPress bietet keinen offiziellen Support. Das, was du suchst, findest du in den Community-Foren. Aber stell dich darauf ein, dass die Antworten nicht immer verlässlich und manchmal unter Massen von Kommentaren verborgen sind.
Sieger: Diese Runde geht an Webflow, weil WordPress keinen offiziellen Support bietet. Damit steht es 4:4.
Apps & Plugins: Erweitere die Funktionalität deiner Website
Webflow bietet eine ganze Reihe von Integrationsmöglichkeiten, die alles abdecken von CRM bis E-Mail-Marketing. Du kannst aber auch eigene Tools einbinden und ein API zu deiner Website hinzufügen.
Interessanterweise bietet Webflow ein Plugin, mit dem du deine Seiten in Webflow erstellen und direkt auf deiner WordPress-Site bereitstellen kannst. Das könnte für diejenigen nützlich sein, die einen alternativen Editor suchen, aber Ihre Website auf WordPress betreiben möchten.
WordPress-Plugins
WordPress ist sehr bekannt für seine Plugins (z.B. Social Media, Kontaktformular, SEO, etc.) – du kannst für nahezu alles eine Lösung finden. Auch wenn einige Plugins ziemlich teuer sein können, so sind doch viele kostenlos verfügbar.
Aber auch hier brauchst du ein klein wenig technisches Wissen, um Installation und Update durchzuführen. So ist WPML zum Beispiel ein sehr leistungsstarkes Plugin für die Verwaltung mehrerer Sprachen. Gleichzeitig ist es aber auch sehr komplex. So sorgt es gelegentlich für Konflikte mit anderen Plugins, die ich nutze.
Ein großer Vorteil von WordPress ist, dass du jedes gewünschte Plugin von einem Entwickler erstellen lassen kannst. Denn mit WordPress hast du vollen Zugriff auf den Programmcode.
Sieger: Dieser Punkt geht wegen der großen Plugin-Bandbreite an WordPress. Du findest immer eine Lösung! Also 4:5 für WordPress.
Preise: Ist Webflow oder WordPress günstiger?
Webflow bietet unterschiedliche Tarifoptionen: Site Plans und Workspace Plans.
Die Site Plans decken die Erstellung einzelner Websites wie Blogs, Portfolios, Unternehmenswebsites und so weiter ab. Die Workspace Plans ermöglichen es hingegen, mehrere Projekte zu erstellen (das optimale Tarifmodell zum Beispiel für Webagenturen oder Designer).
Du entscheidest dich zwischen einer Standardwebsite oder einer E-Commerce-Website. Je nach Funktionsumfang können die Preise natürlich ziemlich variieren.
Ehrlich gesagt ist die Preisgestaltung von Webflow wegen der großen Anzahl an Tarifen erstmal ziemlich unübersichtlich. Hier ein paar der Tarife: Der Website-Tarif Basic kostet dich 12$ pro Monat. Wenn du einen umfassenden Blog erstellen willst, kommen mit dem CMS Tarif Kosten von 16$ auf dich zu.
Wenn du einen Online-Shop aufbauen möchtest, zahlst du 29$ (Tarif Standard) für bis zu 500 Artikel. Oder du zahlst 74$ (Tarif Plus) für bis zu 1000 Artikel, 10 Mitarbeiterkonten und den Wegfall der Transaktionsgebühr. Selbstverständlich gibt es weitere Tarifoptionen. Diese kannst du dir auf der Webflow-Preisseite anschauen.
Eine WordPress-Site ist technisch gesehen kostenlos. Du musst jedoch für das Hosting zahlen. Wenn du eine sehr kleine Website hast, dann kannst du mit IONOS schon mit 4€ pro Monat dabei sein. Bei größeren Websites, bei denen es auf hohe Verfügbarkeit und Geschwindigkeit ankommt, solltest du mit 9€ aufwärts pro Monat rechnen. Dieser Preis gilt für eine gemanagte WordPress-Site mit Qualitätshosting, das sich um Updates kümmert und eine hohe Anzahl Besucher unterstützt (z.B. Raidboxes).
Ein weiterer wichtiger Faktor, den du berücksichtigen solltest, sind die Zusatzkosten, die für eventuelle Anpassungen durch Entwickler anfallen.
Sieger: Wie du siehst, können die Preise sehr stark mit der Art und der Größe des Projekts variieren. Jedoch ist die Flexibilität, die du mit WordPress erhältst, kaum zu schlagen. Deshalb bekommt WordPress diesen Punkt.
Damit liegt der Endpunktestand bei 4:6 für WordPress!
Webflow vs WordPress: Schlussgedanken
So, das war unser Vergleich von Webflow und WordPress. Da das eine Menge Informationen waren, werde ich kurz die wichtigsten Punkte wiederholen.
Webflow ist eine Mischung aus klassischem Website Builder und CMS. Das Tool ist etwas leichter zu bedienen und richtet sich an Fortgeschrittene, die sich mit der Nutzung von WordPress schwertun. Designer werden den stärkeren visuellen Fokus des Editors und die umfangreichen Anpassungsmöglichkeiten zu schätzen wissen. Händler hingegen werden sich über die SEO-Funktionen freuen.
WordPress verfügt auch über hervorragende SEO-Funktionen und ist als Blog-Plattform erheblich einfacher zu nutzen. Durch die zahllosen Plugins und Themes erhalten diejenigen, die WordPress nutzen, eine ganze Menge Flexibilität und Kontrolle. Somit ist WordPress eine großartige Wahl für Online-Shops und große Projekte mit diversen Anforderungen.
Da das Ergebnis so knapp ausfällt, überlasse ich es dir, dich anhand deiner Anforderungen für ein Tool zu entscheiden.
Wir empfehlen dir, Webflow kostenlos zu testen, bevor du dich für eine Bezahlversion entscheidest.
Wenn du mit WordPress loslegen möchtest, lege ich dir die Pakete von Raidboxes nahe.
Wenn du Fragen hast oder mir deine Erfahrungen mitteilen möchtest, hinterlasse einfach einen Kommentar.
Updates:
14.04.2022 – Kleinere Updates und Korrekturen
Diesen Artikel gibt es auch auf Englisch.
Robert beschäftigt sich bereits seit vielen Jahren mit Homepage-Baukästen und anderen Web Tools, die er auch immer gerne für seine eigenen Projekte einsetzt. Besonders freut es ihn, wenn er seinen Lesern bei ihren Projekten weiterhelfen kann! |